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Gottesdienst in Oberbayern

Als wir eines Tages von einen Dorf in Bayern erfuhren, in dem angeblich jeder Gottesdienst so überlaufen sei, daß man mit den Menschenmassen ganze Stadien füllen könne, machten wir uns, zugegebenermaßen etwas skeptisch, auf dem Weg, um uns die Sache mal anzusehen. Die Anreise erwies sich als sehr einfach, denn ab München brauchten wir nur noch der riesigen Kolonne von Motorradrockern hinterherfahren. Das erste was uns auffiel war das kleine Kassenhäuschen vor dem Eingang. Wir waren ziemlich überrascht, zumal wir zuvor schon Parkgebühren bezahlen mußten. Im Kassenhäuschen saß eine leichtbekleidete Nonne, die die Eintrittskarten verkaufte. Außerdem konnte man dort den brandneuen Pin-Up-Kalender des Nonnenchors erwerben, doch war die Auflage leider schon vergriffen, sonst hätten wir ein Bild abgedruckt. In der Kirche konnten wir, dank Presseausweis, doch noch einige Plätze an der Kirchenbar ergattern. Plötzlich haute der Organist in die Tasten. Er spielte in einem phantastischen Solo „Born to be Wild“ auf der Kirchenorgel. Das Publikum grölte begeistert, besonders die Rocker in der letzten Reihe. Nun konnte der Gottesdienst beginnen. Unter Fanfarenklängen der Kapelle marschierten der Pfarrer und seine leichtbekleidete Meßdienerin ein. Der Pfarrer startete mit den Worten: „Seid Ihr auch alle da?“, und schickte sogleich die Meßdienerin mit dem Klingelbeutel los, um die Kollekte einzusammeln. Alle spendeten wie wild, nur die Rocker in der letzten Reihe hatten wohl was mißverstanden, denn frei nach dem Motto „Die Kirche ist ein Ort des Friedens“ legten sie ihre Waffen in den Klingelbeutel. Die nun schwerbewaffnete Meßdienerin brachte die Kollekte nach vorne. Nun rief der Pfarrer seinen Assistenten, der die Taufe seines Kindes durchführen sollte. Er brachte das Kind gleich mit. Während der Zeremonie entglitt ihm jedoch das Kind und es didschte auf den Betonboden. Von dieser Szene angetan stimmte der Pfarrer gleich das nächste Lied an. „Ihr Kinderlein kommet“ in einer neuen Technoversion. Der Mann am Mischpult reagierte sofort und schaltete sogleich die Lasershow ein. Sofort stieg die Stimmung. Nur die Oma des Babys schien etwas unzufrieden, jedenfalls stürmte sie mit grimmiger Miene auf den Pfarrer los. Es roch nach Ärger. Doch der Pfarrer blieb ganz gelassen, drückte der Oma die steinerne Madonnastatue in die Hand und schubste sie ins Taufbecken (2,60 m tief ). Im Gegröle der Massen ging sie unter. Als nun auch noch der ebenfalls extrem leichtbekleidete Nonnenchor auf die Bühne kam erreichte die Stimmung ihren Siedepunkt. Wir hatten genug gesehen und verließen die Kirche. Vor der Kirche warfen wir noch einen Blick ins Kassenhäuschen, wo die mittlerweile unbekleidete Nonne die letzten Karten meistbietend an die Massen versteigerte. Auf dem Parkplatz trafen wir noch eine ältere Dame, die wir schon in der Kirche gesehen hatten. Wir fragten sie, was sie von dieser Art Gottesdienst halte. Sie grölte nur: „Born to be Wild“, schwang sich auf ihren Feuerstuhl und brauste davon.

aus "Bremer Juxstar" Ausgabe 5 vom 25. Februar 1996